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Milchstraßenfotografie - wie Du die Magie des Sternenhimmels einfängst

17. November 2023

Die Faszination für den nächtlichen Himmel hat in der Landschaftsfotografie einen besonderen Platz eingenommen, insbesondere wenn es darum geht, die majestätische Milchstraße einzufangen. In diesem Artikel erkunden wir die Geheimnisse der Milchstraßenfotografie und teilen die optimalen Kameraeinstellungen, um atemberaubende Bilder des nächtlichen Himmels zu erzielen.

Aufnahme der Milchstraße

Milchstraßenfotografie und die korrekten Kameraeinstellungen

  • Lage und Zeitpunkt: Die Wahl des richtigen Ortes und Zeitpunkts ist entscheidend für erfolgreiche Milchstraßenfotografie. Suche nach Orten mit geringer Lichtverschmutzung, um klare und kontrastreiche Aufnahmen zu gewährleisten. Eine wirklich sehr hilfreiche Website in diesem Zusammenhang ist lightpollutionmap.info. Hier kannst Du Gebiete in Deiner Nähe mit geringer Lichtverschmutzung ausmachen. Suche Dir also einen Platz, an dem die Lichtverschmutzung gering ist. Eine Faustregel lautet: Wenn Du die Milchstraße mit bloßem Auge nicht erkennen kannst, dann kannst Du sie auch nicht fotografieren. Bedenke, dass sich Deine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen. Gib Dir also ein paar Minuten Zeit, aber bitte ohne künstliche Lichtquelle. Selbst der kurze Blick auf Dein Smartphone verhindert, dass sich Deine Augen an die Dunkelheit anpassen. Nach ca. 15 Minunten in der Dunkelheit wirst Du feststellen, wie gut sich Deine Sehkraft angepasst hat. Die besten Zeiten sind während der Monate mit geringer Lichtverschmutzung und bei Neumond, um den Himmel so dunkel wie möglich zu halten.
  • Weitwinkelobjektiv verwenden: Ein Weitwinkelobjektiv ist unerlässlich für die Erfassung der gesamten Pracht der Milchstraße. Wähle eine Brennweite zwischen 14mm und 24mm, um einen weiten Blick auf den Himmel zu ermöglichen. Dies schafft eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen, die die Milchstraße als zentrales Element präsentieren. Du kannst natürlich auch mit höheren Brennweiten arbeiten, um vereinzelte Teilbereiche der Milchstrasse abzulichten. Dies ist auch sehr eindrucksvoll, allerdings bewegen wir uns dann eher im Kontext der Deep-Sky-Fotografie, was nicht Gegenstand dieses Artikels sein soll.


  • Große Blende für mehr Licht: Nutze eine große Blendenöffnung, idealerweise f/2.8 oder größer, um mehr Licht einzufangen. Eine große Blendenöffnung ermöglicht mehr Licht auf dem Sensor, was besonders wichtig ist, um schwache Sternenmuster der Milchstraße einzufangen und Details zu erhalten. Wenn Dein Objektiv eine sehr große Offenblende hat, beispielsweise Blende f/1.4, dann kannst Du um eine Blendenstufe abblenden, um die Tiefenschärfe zu erhöhen. Ab Blende f/2.8 würde ich jedoch auf das Abblenden verzichten, ansonsten wird zu wenig Licht eingesammelt. An dieser Stelle kann ich die App PhotoPills empfehlen. Sie kostet einen geringen Betrag, ist aber für ambitionierte Fotografen der Milchstrasse ein gutes Werkzeug, um beispielsweise die Länge der Belichtungsdauer in Abhängigkeit zur Brennweite, die Lage der Michstraße an jedem Ort, die Höhe des Galaxiezentrums etc. zu ermitteln.


  • Langzeitbelichtung für klare Details: Um die Milchstraße in all ihrer Pracht festzuhalten, sind längere Belichtungszeiten erforderlich. Experimentiere mit Belichtungszeiten von 10 bis 30 Sekunden, um sowohl die Helligkeit der Sterne als auch die Dunkelheit des Himmels einzufangen. Die Länge der möglichen Belichtungszeit ist abhängig von der Brennweite, die Du verwendest. Je kleiner die Brennweite, desto länger kannst Du belichten. Ziel ist es, dass die Sterne rund und scharf abgebildet werden. Wenn Du ohne Nachführung zu lange belichtest, dann werden die Sterne aufgrund der Erdrotation eier- oder strichförmig. Dies gilt es zu vermeiden. Ich selber, nutze eine Brennweite von 17 mm und belichte maximal 13 Sekunden lang. Alles über 13 Sekunden lässt die Sterne nicht mehr rund erscheinen. Verwende ein stabiles Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden und denke daran, den Bildstabilisator zu deaktivieren.


  • Hohe ISO-Einstellungen nutzen: Um die feinen Details der Milchstraße in der Nacht zu erfassen, muss genügend Licht auf den Sensor geraten. Erhöhe die ISO-Einstellungen auf Werte zwischen 1600 und 3200, um ausreichend Licht einzufangen. Moderne Kameras haben mittlerweile bis zur ISO 3200 ein gutes Rauschverhalten. Mache ein paar Testaufnahmen mit unterschiedlichen ISO-Werten und schau Dir die Bilder im Live-View Deiner Kamera an. So tastest Du Dich an die richtige ISO heran.


  • Manueller Fokus für optimale Sternenschärfe: Setze den Fokus manuell, da der Autofokus bei schwachem Licht nicht funktioniert. Drehe den Fokusring solange bis die im Live View erscheinenden Sterne knackscharf sind. Die größtmögliche Schärfe ist dann erreicht, wenn die Sterne im Live View am kleinsten sind und plötzlich auch Sterne sichtbar werden, die bei minimalem Weiterdrehen des Fokusrings nicht mehr auftauchen. Mit ein wenig Übung und Erfahrung, gelingt es Dir den Fokus optimal einzustellen.


Für den Einstieg in die Milchstraßenfotografie sind das erste hilfreiche Tipps, um erst einmal durchzustarten. Das Himmelsband auf einem selbstgemachten Foto zu sehen, ist ein tolles Gefühl, und ich bin mir sicher, dass Du das Erlernte weiter voranbringen wirst. Der nächste Schritt in diesem Zusammenhang ist das Erstellen mehrerer Light- und Darkframes, um diese später mit einem Stacking-Programm, beispielsweise Sequator, zusammenzufügen. Das sichert Dir ein annähernd rauschfreies Bild und hebt die Qualität Deiner Milchstraße auf ein anderes Level. In einem letzten Schritt werden die Feinheiten unserer Galaxie dann mit einem Bildbearbeitungsprogramm hervorgehoben. Das Stacken von Milchstraßenbildern und das Post-Processing sollen Thema eines weiteren Artikels sein, jedoch nicht Gegenstand dieses Beitrags.


Die Milchstraßenfotografie ist eine faszinierende Facette der Landschaftsfotografie, die mit den richtigen Kameraeinstellungen und einer sorgfältigen Planung beeindruckende Ergebnisse liefert. Nutze die oben genannten Tipps, um die Magie des nächtlichen Himmels einzufangen und unvergessliche Landschaftsbilder mit der majestätischen Milchstraße als Hauptdarsteller zu schaffen. Experimentiere, finde Deinen eigenen Stil und lass die Schönheit des Sternenhimmels durch Deine Fotografie leuchten.

Die richtigen Kameraeinstellungen im Überblick

  • Fotografiere im RAW-Format. Für die Milchstraßenfotografie benötigen wir die Rohdaten mit allen zur Verfügung stehenden Bildinformationen.


  • Nutze ein Stativ und deaktiviere den Bildstabilisator in Deiner Kamera. Wenn Du mehrere Bilder machst und diese im Nachgang stackst, nutze einen Fernauslöser. Bei einer Einzelaufnahme aktiviere den Selbstauslöser mit zeitlichem Verzug. Jede Erschütterung der Kamera sollte vermieden werden.


  • Fotografiere im manuellen Modus. Du musst sowohl die Blende als auch die Belichtungszeit manuell einstellen.

  • Fotografiere mit Offenblende, idealerweise f/2.8 oder mit größerer Blendenöffnung.


  • Fotografiere mit ISO 1600 - 3200.


  • Deaktiviere den automatischen Weißabgleich. Meine Empfehlung: Stelle den Weißabgleich auf 'Tageslicht' um. Alternativ stelle den gewünschten Kelvinwert manuell ein, so hast Du bei allen gemachten Lightframes den identischen Weißabgleich.


  • Die mögliche Belichtungszeit ohne Guiding beläuft sich je nach eingesetzter Brennweite zwischen 10 - 30 Sekunden.


  • Fokussiere manuell. Ausführliche Angaben findest Du weiter oben.


  • Weitere Einstellungen in Deiner Kamera: Langzeitrauschminderung auf 'AUS';  DRO/ Auto HDR auf 'AUS'; Kreativmodus auf 'NEUTRAL'. Die Einstellungen machen bei normalen untertätigen Aufnahmen Sinn. In der Nacht und im speziellen in der Milchstrassenfotografie verfälschen sie jedoch das Ergebnis. Wir benötigen das Licht so, wie der Sensor es einfängt, insofern sind diese Einstellungen zu deaktivieren (AUS, NEUTRAL).


  • Nachkontrolle: Wenn Du Dein Michstraßenbild gemacht hast, dann kontrolliere anschließend das Histogramm. Achte dabei darauf, dass die Tiefen nicht beschnitten sind. Sollte das der Fall sein, dann erhöhe den ISO-Wert in kleinen Schritten.
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